The Ghost Note Symphonies, Vol.1 – Rise Against

Ein Fetter Release!

Eine Kritik/Revision zu The Ghost Note Symphonies, Vol.1 von Rise Against

 

Rise Against erhebt sich gegen den Release-Zyklus!
Gerademal 13 Monate sind seit ihrer letzten Veröffentlichung vergangen. Jezt zeigen die Punkrocker, wie „Acoustic“ richtig geht. Nach nur einmaligem Hören schießt sich der Gedanke in den Kopf: Die haben doch niemals nur ein Jahr an dieser Platte gearbeitet. Starke Leistung!

Obwohl ich selbst schon zu meiner Jugendzeit durch Schulfreunde mit Rock / Punk Rock befeuert wurde, bin ich erst im Endgame (2011) bei Rise Against „eingestiegen“ – ein zeitloses Album. Deshalb höre ich viele Songs vom krassen Akustik-Symphoniealbum „The Ghost Note Symphonies, Vol. 1“ zum ersten Mal.

 

Ich bin begeistert!

Rise Against beweisen ein feines Händchen für Melodien und Harmonie. Zwei Begriffe, die sich nicht immer mit PunkRock in Einklang bringen lassen.

Den Opener stellt der anfänglich aggressive Titel „The Violence“ (Wolves 2017) dar. Mit entschiedener, kraftvoller Gitarre leitet der Song ein Album mit 10 neu interpretierten Titeln ein. Nach 12 Sekunden macht Lead-Sänger Tim McIlrath deutlich, dass dieses Album den Fokus nicht nur auf Symphonie liegt. Sondern die Verbindung von Symphonie und Akustik. Unaufdringlich setzen die Streichinstrumente minimal später ein und unterstützen ein gelungen atmosphärisches Lied, um zum Höhepunkt des Eröffners kräftiger zu werden, ohne dabei je zwanghaft zu wirken.

Der zweite Song startet ähnlich. Zuerst Gitarre, gefolgt von Gesang. „Audience of One“ hebt die zuvor erzeugte optimistische, melancholisch verzweifelte Stimmung ins Helle. Auch hier werden die Streichinstrumente behutsam und intelligent eingesetzt. Ihre Aufgabe scheint es, das dominante Lyrische Ich zu untermalen.

 

Stets unaufdringlich

Mit zwinkerndem Auge könnte man den dritten Song als das Gegenteil von unaufdringlich bezeichnen. Wer die Band nicht verfolgt, wird überrascht sein. Denn die einzige Begleitung hier ist und bleibt die Ukulele. Sehr sympathisch, reicht nach kurzweiligen 2:22 Minuten aber auch. Schließlich reden wir hier von Rise Against. Das macht die Band mit dem nächsten Song nämlich deutlich. Der leitet sich ruhig ein, bindet dann auf gelungene Weise Akustikgitarre und leichtes Schlagzeug ein. Kraftvoll und passend zur Passage „hold you like a handgrenade“. Wer nicht genau hinhört, mag die Violinen am Ende des Songs gar nicht bemerken.
Selbst den in der Originalversion roh wirkenden Song „Like the Angel“ adaptieren sie gekonnt und harmonisch. Er wirkt melodisch und moderner. An diesem Song wurde hart gearbeitet. Die Streichinstrumente im Verhältnis zu den vorherigen Liedern teilweise etwas dominanter, aber nicht durchgängig. Sie werden wiedereinmal raffiniert eingesetzt. Ein Highlight beginnt bei 1:49, aber das möchte ich nicht Spoilern. Dieser 5. Titel ist abwechslungsreich und kräftig. Dadurch trägt er entschieden zur Unterhaltsamkeit bei.

 

 

Rise Against beweisen Klasse

Auch in den folgenden Songs beweisen Rise Against Klasse und Gefühl für gelungene Neuauflagen ihrer Songs. Sie sind stets raffiniert aufgebaut und hören sich gar nicht so „Far From Perfect“ an, wie der Titel einen das glauben lassen könnte.
Miracle bringt in die Gesamtgefühlslage des Albums wieder etwas Ruhe hinein, lockert sie durch intensive Songpassagen jedoch auf. Zum Ende hin wirkt der Song wie eine kleine Achterbahn. Er baut sich langsam auf, strömt dann Stärke, Ruhe, aber auch Intensität aus. Durch den geschickten Einsatz der Streichinstrumente transportiert „Savior“ melodisch wirkungsvoll Trauer und Verzweiflung. Dabei bildet das Lied gekonnt ein Gefühl der stützenden Schulter und der Versönung zweier Menschen, die merken, dass sie nicht füreinander gemacht sind. Auch wait for me transport melodisch gekonnt die Motivation aber auch Enttäuschung. „Wait for Me“ bildet nochmal einen Ruhepunkt im Roten Faden dieses Longplayers. Keinesfalls einfach arrangiert, wirkt der Song doch leichter als seine Partner, überträgt die Gefühle jedoch definiert.

Ein Highlight haben sich die Jungs aus Chicago für den letzten Song aufbewahrt. Auch dieser Song sticht durch seine Komposition heraus und wird für den Einen oder Anderen zum Favoriten des Albums werden.

 

Fazit:

Die Jungs von Rise Against beweisen schon seit langer Zeit ein Händchen für Gefühl und wohlklingende Melodien. Das ist für Fans nichts Neues. Die kennen auch die Kraft und Energie Ihrer Songs. Dass jedoch eine Punk-/Rockband in der Lage ist, Streichinstrumente so geschickt und klug in ihre Stücke zu integrieren, hat mich überrascht. Die Songs sind abwechslungsreich und harmonisch. Die Streicher übernehmen nur selten die akustische Oberhand. Wenn sie das tun, bemerkt man die gewollte Entscheidung dahinter. Diese fügt sich durch die Bank weg sehr gut in das Gesamtbild dieses (ausdrucks)starken Gesamtwerkes ein. „The Ghost Note Symphonies“ überzeugt mich auf ganzer Linie. Die Mischung aus Akustik und Symphonie habe ich so noch nicht gehört. So eine Mischung muss man erstmal hinbekommen. Mit gefühlter Leichtigkeit schaffen sie es, den Charakter der Band beizubehalten und sich selbst treu zu bleiben.

So gelungen die aktuelle Compilation ist, nach mehrstündigem Hören von „The Ghost Note Symphonies, Vol.1“ frischt Endgame wunderbar auf und macht wieder richtig Bock.

 

Schlusswort:

Üblicherweise wartet man 2-3 Jahre auf ein neues Album seines Lieblingskünstlers, darauf hatte die Rockband Rise Against keinen Bock. Stattdessen schieben sie nur ein Jahr nach ihrem Album Wolves von 2017 (Platz 5 der deutschen Charts) eine ungewohnt ruhige aber von vorne bis hinten durchdachte Kompilation ausgewählter Songs aus ihren Alben der letzten 17 Jahre. Darunter sogar Songs aus den eher unbekannteren Alben Unraveling (2001) und Revolutions per Minute (2003). Eingefleischte Fans der LPs „Siren Song of the Counter Culture“ (2003) und „The Black Market“ schauen mit einem weinenden Auge auf die aktuelle Platte. Daraus sind leider keine Songs vertreten.

Aber seid beruhigt! Der Titel des aktuellen Releases deutet es bereits an: Vol.2 wird folgen.

 

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Tracklist:

01 – The Violence
02 – Audience Of One
03 – Faint Resemblance
04 – House On Fire
05 – Like The Angel
06 – Miracle
07 – Savior
08 – Wait For Me
09 – Far From Perfect
10 – Voices Off Camera

Spielzeit: 37 Minuten

 

Links: http://www.riseagainst.com, Amazon

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