Portugal. The Man – Woodstock – Kritik

Funfact: Portugal.The Man haben bereits ihr neuntes! Album veröffentlicht. Und mittlerweile haben sie laut Wikipedia bereits fünf ehemalige Bandmitglieder seit ihrer Gründung im Jahr 2004. Sie haben eine ganze Menge erlebt.

Nein, das wusste ich bis vor kurzem auch noch nicht. Oder ich habe es seit ihrem letzten Album „Evil Friends“ (2013) wieder vergessen. Wer weiß das schon? 🙂 Aber das Album ist der Knaller! Und das ist der Grund, warum man zwei Jahre später jeden Monat einmal sporadisch checkt, ob endlich ein neues Album angekündigt wurde…und wieder und wieder… und immernoch nicht…

 

Wie kam ich zu dem Album?

Dann, gefühlte 10 Jahre später (2017), hört man ein zum instant Kopfwippen zwingendes Hi-Hat-Bassintro. Andere Autofahrer dachten: „Hat der Junge hat die Kopfschmerztabletten verwechselt?„. Gefolgt von „Can’t keep my hands to myself“¹ und ich dachte sofort an „Selena Gomez – Hands to myself„. – „Hö? Geht’s hier auch um schlüpfrige Themen wie in diesem Kinderlied? Naja, wayne!“ Der Beat ist krass, der Beat ist krass! Wenn ich es nicht vorher schon war… ab jetzt hänge ich definitiv am attention hook.

 

Wie geht’s also weiter?!

Funky! ist die Antwort. Ein 2013 etabliertes „ooh woo“ untermalt von einem prägnant pushenden Horn [korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege! Vielen Dank!] bombt den Song ins Ohr, gefolgt vom symphatischen Refrain. Genauso, wie die Botschaft des Songs. Man mag zwar alt werden, „but I feel it still!“ und kann sich kaum noch auf dem Stuhl halten.

 

 

Zum Album:

Wenn man nur die letzten drei Alben von P.TM kennt, klingt der erste Song weniger nach P.TM. Die soulige Stimme Richie Havens († 22. April 2013) leitet den Longplayer mit dem Song „Number One“ düster, aber sehr atmosphärisch ein. Produziert wurde dieser Song von Danger Mouse, der auch dem Vorgängeralbum das gewisse Etwas eingehaucht hat.

Weiter geht es mit „Easy Tiger“, dessen Teile direkt von der französischen Band „Justice“ stammen könnten. Nach wenigen Sekunden schlatet der Song in einen ruhigen und verträumten Gang, um anschließend wieder die Kraft von „Justice“ zu huldigen – ein schöner und unterhaltsamer Kontrast. Wäre da nicht diese sinnlose dadaistische Silbenreihung „ah-ahaa-ahhhhhh-aaahhhh“.

 

Schade, Paul Simon würde sich schämen.

So geht’s leider auch im Global Smash hit „Live in the moment“ weiter. Nagut, es ist ein Ohrwurm, getrieben von fettem Schlagzeug und getragen von Abwechslung in den weiteren Passagen. Aber… come on! Was soll der kack? Money Maker! Ab in die Massentauglichkeit. Hatte hier dieses Megaproduzentenduo ihre Hände im Spiel? Ich schaue es nicht nach aus Angst vor Enttäuschung. „Feel it Still“ folgt und leider schleicht sich dieser zuvor aufgebaute fade Beigeschmack des Dadaismus ein. „woo hoo, I’m a rebel[…]“ #feelsbadman. Dennoch bleibt es ein fetter Song, kann man nicht anders sagen.

 

Wie aus einem Kinderabenteuer

„Rich Friends“ ist das erste Lied, das mich an die vorherige LP erinnert und auch dessen symphatische Gefühl aufleben lässt: Eine kleine Bande Kinder rauft sich zusammen und können Berge versetzen!“ Positiv, süß und Energiegeladen. Einen etwas härteren Gitarrenton liefert „Keep on“ während es aber auch eine Mischung aus Verträumtheit, Spaß und das typische P.TM-feeling überträgt. Leicht düster und nachdenklich, jedoch. So young, der siebte Track fährt das Tempo wieder herunter und wirkt im verhältnis sehr entspannt und auch erwachsen. „I don’t need another lover, I just need a friend“. Die weibliche Stimme klingt dennoch ungewohnt, aber durchaus erfrischend, trotz des „uh-huh“. 😉 Diese Entwicklung ins nachdenkliche gefällt mir an sich ganz gut. Sie zeigt den roten Faden auf. Mr. Lonely behält das bei. Der Song bleibt ruhig und wirkt bedenklich. Der typische Chor ist dennoch enthalten. Frisch und neu ist das Feature mit Fat Lip. Ein Zeichen für den Erfolg und die musikalische Weiterentwicklung und der Wille, Neues zu probieren. Seine Passage überwiegt aber nicht. Sie wirkt eher wie eine Abrundung, denn der Fokus bleibt auf der Band liegen.

 

„Tidal Wave“ folgt mit auch verträumter Athmosphäre und wiedererlangter guter laune, die aber nicht Überhand nimmt. Für mich eine schöne Entwicklung der erzählten Geschichte des 9. Lonplayers. Die bereits erwähnte Kindliche Euphorie zeigt sich hier nur im Ansatz. In diesem Lied würde ich das eher als Stempel der Band interpretieren, die mit asiatisch wirkenden Einflüssen Neues in dieses Gesamtwerk einfließen lässt. Zu guter Letzt kommt ein Gorillaz-Style Intro. Die ersten Sekunden wirken wie eine Unterhaltung, eine Konversation der lyrischen Ichs. Der Refrain steht im starken Kontrast zum Rest. Auch in diesem letzten Song ist für Abwechslung gesorgt und der weibliche Neuzugung trägt seinen Part dazu bei. Zum Ende hin etwickelt sich der elektronisch angehauchte Song leicht „chaotisch“, aber geplant. Für den Abschlusssong ist die Wortwahl „ce’st la vie“ sehr passend 🙂

 

Fazit:

Alles in allem muss ich nach dem 15. Mal hören sagen, dass das Album sehr gelungen wirkt. Es ist abwechslungsreich und erfrischend. Es ist nachdenklich, lädt aber gleichermaßen zum uneingeschränkten tanzen ein. Der Dadaismus geht mir auf den Sack, beschert der Band allerdings mehr Aufmerksamkeit, die sie mit Sicherlichkeit verdient hat und gebrauchen kann. Wenn man die letzten 3 Alben im Gesamten betrachtet und dazu noch bedenkt, dass dies ihr neuntes Studioalbum ist, dürfen sie sich das leisten. Wer Kunst macht, möchte sie auch vernommen haben. Es wirkt auf mich wie berechnetes Kalkül. Sei es ihnen gegönnt! Cooles Album, ich werde es noch öfter hören.

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Tracklist:

01. Number One (feat. Richie Havens & Son Little)
02. Easy Tiger
03. Live In The Moment
04. Feel It Still
05. Rich Friends
06. Keep On
07. So Young
08. Mr Lonely (feat. Fat Lip)
09. Tidal Wave
10. Noise Pollution (feat. Mary Elizabeth Winstead & Zoe Manville)

Spielzeit: 38:35 Minuten

 

Links: www.portugaltheman.com , Woodstock bei Amazon

 

¹: 0:11: Bin mir sicher, er sagt: „Can’t keep my hands on myself“

²: 0:55 : Hört ihr auch „Crackn*****“? 😀

Quelle Bild: Quelle flickr.com

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